Zwischen Frömmigkeit und Sünde

Als ich um 6 Uhr morgens im Depot Strengelbach eintreffe, herrscht bereits geschäftiges Treiben. Die Lieferung aus Luzern ist gerade eingetroffen und muss auf die bereits vorgerüsteten Paletten zur Auslieferung an die Kunden verteilt werden.

Janusz Toborek hat einen festen Händedruck und einen prüfenden Blick: Ist der Schreiberling aus dem Hauptsitz eine Last oder eine Hilfe? Zusammen mit Janusz werde ich einen Tag lang Kunden beliefern.

Als erstes führt uns die Lieferroute in die Altstadt von Aarau. Es ist immer noch früh, und die harten Rollen der «Ameise», wie der Elektro-Palettenrolli unter Logistikern scherzhaft genannt wird, rumpeln unchristlich laut über die Pflastersteine. Ausser mir scheint sich jedoch niemand daran zu stören, und wir sind auch bei weitem nicht die einzigen, die um die Zeit mit Lieferungen unterwegs sind. Ich fühle mich als Teil einer Heinzelmännchen-Gemeinschaft, die dafür sorgt, dass die Stadt in Kürze wieder zum Leben erwacht.

Beim El Camino, unserer ersten Station, stehen wir vor verschlossenen Türen. Kein Problem, Janusz hat einen Schlüssel. Im Innern ist es eng und dunkel. Nun ist Muskelkraft gefragt. Wir schleppen Harassen und Bierfässer die steile Treppe zum Keller hinunter. Doch damit nicht genug. Last-in-last-out ist die Devise: die neue Ware nach hinten, die alte nach vorn. Janusz schwingt die vollen Fässer mit spielerischer Leichtigkeit. Mir hingegen wird bange um meinen Rücken.

Kein Messwein für den Pfarrer

Ein paar Strassen weiter steht das Meyerhaus. Im historischen Gebäude, in dem sogar Heinrich Pestalozzi eine Zeitlang lebte, weht heute ein frommer Geist. Beherbergt es doch seit etlichen Jahren die römisch-katholische Kirchgemeinde Aarau. Doch der Pfarrer hat nicht etwa Geistiges bestellt, sondern lediglich Wasser. Die Lieferung ist schnell erledigt. Es geht weiter nach Lenzburg.

Janusz Toborek ist vor vier Jahren zu HEINEKEN gestossen. Davor war der gebürtige Pole bereits zehn Jahre als Fernfahrer auf Schweizer Strassen unterwegs. Ohne einen einzigen Unfall, wie der 52-jährige mit Stolz betont. Wie es ihm bei HEINEKEN gefalle? Gut! Hart sei es manchmal, zumindest härter als in seinem früheren Job. Da sei er längere Strecken gefahren, mit grösseren Lieferungen. Und hätte zwei-, dreimal abladen müssen, nicht bis zu 15-mal wie heute. Dafür schätzt er die Abwechslung und den häufigeren Kundenkontakt. Auch die Arbeitszeiten. Und dass er jeden Tag nach Hause kann.

Auch bei der MaBelle Cafe-Bar in Lenzburg treffen wir niemanden an. Da wir hier keinen Schlüssel haben, zückt Janusz das Telefon. Das Jugendfest findet dieses Wochenende statt, und das MaBelle braucht Festmobiliar. Der Besitzer kommt fünf Minuten später mit einem Porsche Cayenne angefahren. Unser Bier muss ihm gute Umsätze bescheren.

Alle Routen im Kopf

Im ODA in Lenzburg liegt der süssliche Geruch von abgestandenem Shisha-Tabak in der Luft. Die Bar liegt im zweiten Stock, einen Lift gibt es nicht. Ich beschliesse, den Feierabend-Sport heute sausen zu lassen.

Unsere Stardrinks Chauffeure machen jährlich ca. 390‘000 Auslieferungen an Restaurants und Bars. Und jeder Kunde ist anders. Früher hatten die Fahrer in Strengelbach ihre fixe Route, die sie täglich absolvierten. Das hat sich geändert. Jeder Fahrer muss jede Route können. Zu gross ist sonst das Risiko, dass etwas schiefgeht, wenn jemand unverhofft ausfällt. Janusz kennt die Touren alle auswendig. Und die Kunden kennen ihn. Im Café Restaurant Bahnhof in Niederlenz lädt uns die Wirtin auf einen Espresso ein. Sie bleibt am Tisch stehen. Es wird geschäkert und gescherzt.

Nach einem Abstecher nach Brugg geht es nach Schinznach. Die Geschäfte des «Biene-Huus» scheinen zu laufen: Die Lieferung an die Kontakt-Bar besteht aus mehreren Paletten. Was der Pfarrer von heute Morgen wohl dazu sagen würde, dass sein Mineralwasser auf dem Lastwagen Seite an Seite mit dem für das sündige Etablissement bestimmten Hochprozentigen stand? Wir werden es wohl nie erfahren.

Durch nichts zu erschüttern

Auch in der New Way Café Lounge, in Niederlenz wird uns ein Kaffee angeboten. Und geplaudert. Einmal mehr fällt mir auf, wie wichtig der Job unserer Chauffeure ist. Nicht nur, weil sie die Versorgungs-Pipeline zu unseren Kunden sind. Nein, sie sind viel mehr als das. Sie sind das Gesicht unseres Unternehmens. Der häufigste Kontakt. Das offene Ohr. Auch bei privaten Themen. Die Wirtin des New Way jedenfalls strahlt über das ganze Gesicht, während sie dem geduldig zuhörenden Janusz weitschweifig von ihren Ferienplänen erzählt. Als wir uns endlich verabschieden können, ohne als unhöflich zu gelten, drückt sie jedem noch ein Red Bull in die Hand. «Ein bisschen Extra-Energie schadet nicht», findet sie. «Ihr Jungs arbeitet ja so schwer.»

Zurück in Lenzburg ist das Caffè Pulcinella die letzte Station auf unserer Tour. Der Besitzer wartet vor der Eingangstür. Er ist nervös – auch er erwartet aussergewöhnliche Umsätze wegen dem Jugendfest am Wochenende. Geschäftig tigert er auf und ab, gibt Anweisungen und steht im Weg. Janusz lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Ich tue es ihm gleich und fühle mich dabei wie ein alter Profi.

Nachdem wir zurück im Depot Strengelbach das Leergut sortiert und alles sauber aufgeräumt haben, gibt es noch ein Feierabend-Radler. «Hast du eigentlich die Lastwagenprüfung?», fragt Janusz unvermittelt. Und nachdem ich überrascht verneine, meint er: «Schade. Wir brauchen Unterstützung und sind gerade dabei, Leute einzustellen. Und ganz so übel hast du dich gar nicht angestellt.»

Etwas stolz bin ich nun ja schon.

 

Kontakt Brauereien Eichhof

Martin Wyss, Kommunikations-Spezialist, T 041 319 14 32, martin.wyss@heineken.com, hat Janusz Toborek einen Tag begleitet.

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